Bildes mit der Bildunterschrift: In der ganzen Welt erinnern die Menschen an die Verbrechen der Nationalsozialisten
Am weltweiten Holocaust-Gedenktag hat der deutsche Bundestag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Der Zentralrat der Juden boykottierte die Feierstunde. In Prag gedachte die EU-Ratspräsidentschaft den Opfern.
Deutschland gedenkt am Dienstag (27.01.2009) der Opfer des Nationalsozialismus. Wer sich der eigenen Vergangenheit nicht stelle, dem fehle das Fundament für die Zukunft, sagte Bundespräsident Horst Köhler bei der Feierstunde zum Holocaust-Gedenktag im Bundestag.
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Bundespräsident Horst Köhler erinnerte an die Opfer
Die Verantwortung aus der Schoah sei ein Teil der deutschen Identität, betonte Köhler. Die Trauer über die Opfer, die Scham über die furchtbaren Taten und der Wille zur Aussöhnung mit dem jüdischen Volk und den Kriegsgegnern von einst führten zu den "Wurzeln unserer Republik", sagte Köhler. Der erste Artikel des Grundgesetzes, "die Würde des Menschen ist unantastbar", sei die Antwort auf die Erfahrung der Hitler-Diktatur.
Ständige Warnung
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erklärte, der Holocaust bleibe immerwährende Warnung, wachsam zu sein und nicht zu schweigen, "wenn wir demokratische Regeln gefährdet sehen oder wenn Menschen Opfer von ideologisch motivierter Gewalt werden". Für die Zukunft könne dies nur bedeuten, dass es keinen Schlussstrich gebe, sagte Lammert. Der diesjährige Holocaust-Gedenktag sei außerdem der Auftakt zu einer Reihe von wichtigen Gedenktagen, die die Errungenschaften und Brüche der wechselvollen deutschen Geschichte zeigten.
Gut zuhören
Erinnerung lebe von ihrer Unmittelbarkeit und Authentizität, sagte Lammert weiter. Der Friedensnobelpreisträger und Holocaust-Überlebende Elie Wiesel habe einmal daran erinnert, dass jeder, der einem Zeitzeugen zuhöre, selbst zu einem Zeitzeugen werde. Dies sei keine Beobachtung, sondern ein Appell und die Verpflichtung "gut zuzuhören", sagte Lammert. "Als Zeugen ziehen wir die Lehren aus unserer Geschichte und geben sie an die nächste Generation weiter."
Boykott des Zentralrats
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Charlotte Knobloch ist Präsidentin des Zentralrats der Juden. Dieser boykottierte die Veranstaltung im Bundestag
Erstmals seit Einführung des Holocaust-Gedenktages hat kein Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland als Gast an der Gedenkfeier im Bundestag teilgenommen. Die Zentralrats-Präsidenten, die bisher alle Überlebende des Holocausts waren, seien nie offiziell vom Bundestagspräsidenten begrüßt worden, sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer.
"Es mutet schon ein wenig bitter an, dass die Überlebenden an der Spitze dieser Spitzenverbände nur als Zaungäste betrachtet werden", sagte Kramer. Nach seinen Angaben war der Zentralrat der Juden schon vor Jahren mit einer entsprechenden Bitte an den Bundestag herangetreten. Dieser Antrag sei jedoch mit der Antwort zurückgewiesen worden, dass das Protokoll einen solchen Programmpunkt nicht vorsehe. Daher habe das Präsidium in diesem Jahr andere Termine anlässlich des Gedenktages wahrgenommen.
Der Gedenktag war 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt worden. Am 27. Januar 1945 hat die Rote Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz befreit. 2005 erklärten die Vereinten Nationen den Tag zum weltweiten Holocaust-Gedenktag.
Prag erinnert an Opfer
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Millionen Menschen starben in Konzentrationslagern
Auch die tschechische EU-Ratspräsidentschaft hat angesichts des Gedenktages dazu aufgerufen, die nationalsozialistischen Morde der Vergangenheit als ständige Warnung zu verstehen. "Jede Leugnung des Holocaust als historisches Ereignis" werde von der EU im Einklang mit der Position der UN abgelehnt, hieß es in einer in Prag verbreiteten Erklärung. Die EU-Ratspräsidentschaft lud alle Staaten ein, am Gedenken des 64. Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz teilzunehmen.
Auschwitz einsturzgefährdet
In Auschwitz versammelten sich am Dienstag Überlebende des ehemaligen NS-Vernichtungslagers, um die Opfer des Holocausts zu ehren. In Auschwitz wurden zwischen 1942 und 1944 schätzungsweise 1,5 Millionen Juden sowie viele tausend Sinti und Roma sowie Polen ermordet.
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Die Gedenkstätte Auschwitz ist zum Teil einsturzgefährdet
Mittlerweile ist die Gedenkstätte vom Verfall bedroht. Einige Baracken wurden aus Sicherheitsgründen bereits für Besucher geschlossen. Die polnischen Behörden benötigen in den kommenden 15 bis 20 Jahren mindestens 100 Millionen Euro für Sanierungsarbeiten. Die Bundesregierung bekräftigte ihr Engagement für die Gedenkstätte, der sie bereits finanzielle Unterstützung zugesagt hat. (ako)
Am weltweiten Holocaust-Gedenktag hat der deutsche Bundestag an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert. Der Zentralrat der Juden boykottierte die Feierstunde. In Prag gedachte die EU-Ratspräsidentschaft den Opfern.
Deutschland gedenkt am Dienstag (27.01.2009) der Opfer des Nationalsozialismus. Wer sich der eigenen Vergangenheit nicht stelle, dem fehle das Fundament für die Zukunft, sagte Bundespräsident Horst Köhler bei der Feierstunde zum Holocaust-Gedenktag im Bundestag.
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Bundespräsident Horst Köhler erinnerte an die Opfer
Die Verantwortung aus der Schoah sei ein Teil der deutschen Identität, betonte Köhler. Die Trauer über die Opfer, die Scham über die furchtbaren Taten und der Wille zur Aussöhnung mit dem jüdischen Volk und den Kriegsgegnern von einst führten zu den "Wurzeln unserer Republik", sagte Köhler. Der erste Artikel des Grundgesetzes, "die Würde des Menschen ist unantastbar", sei die Antwort auf die Erfahrung der Hitler-Diktatur.
Ständige Warnung
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) erklärte, der Holocaust bleibe immerwährende Warnung, wachsam zu sein und nicht zu schweigen, "wenn wir demokratische Regeln gefährdet sehen oder wenn Menschen Opfer von ideologisch motivierter Gewalt werden". Für die Zukunft könne dies nur bedeuten, dass es keinen Schlussstrich gebe, sagte Lammert. Der diesjährige Holocaust-Gedenktag sei außerdem der Auftakt zu einer Reihe von wichtigen Gedenktagen, die die Errungenschaften und Brüche der wechselvollen deutschen Geschichte zeigten.
Gut zuhören
Erinnerung lebe von ihrer Unmittelbarkeit und Authentizität, sagte Lammert weiter. Der Friedensnobelpreisträger und Holocaust-Überlebende Elie Wiesel habe einmal daran erinnert, dass jeder, der einem Zeitzeugen zuhöre, selbst zu einem Zeitzeugen werde. Dies sei keine Beobachtung, sondern ein Appell und die Verpflichtung "gut zuzuhören", sagte Lammert. "Als Zeugen ziehen wir die Lehren aus unserer Geschichte und geben sie an die nächste Generation weiter."
Boykott des Zentralrats
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Charlotte Knobloch ist Präsidentin des Zentralrats der Juden. Dieser boykottierte die Veranstaltung im Bundestag
Erstmals seit Einführung des Holocaust-Gedenktages hat kein Vertreter des Zentralrats der Juden in Deutschland als Gast an der Gedenkfeier im Bundestag teilgenommen. Die Zentralrats-Präsidenten, die bisher alle Überlebende des Holocausts waren, seien nie offiziell vom Bundestagspräsidenten begrüßt worden, sagte der Generalsekretär des Zentralrats, Stephan Kramer.
"Es mutet schon ein wenig bitter an, dass die Überlebenden an der Spitze dieser Spitzenverbände nur als Zaungäste betrachtet werden", sagte Kramer. Nach seinen Angaben war der Zentralrat der Juden schon vor Jahren mit einer entsprechenden Bitte an den Bundestag herangetreten. Dieser Antrag sei jedoch mit der Antwort zurückgewiesen worden, dass das Protokoll einen solchen Programmpunkt nicht vorsehe. Daher habe das Präsidium in diesem Jahr andere Termine anlässlich des Gedenktages wahrgenommen.
Der Gedenktag war 1996 vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt worden. Am 27. Januar 1945 hat die Rote Armee die Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz befreit. 2005 erklärten die Vereinten Nationen den Tag zum weltweiten Holocaust-Gedenktag.
Prag erinnert an Opfer
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Millionen Menschen starben in Konzentrationslagern
Auch die tschechische EU-Ratspräsidentschaft hat angesichts des Gedenktages dazu aufgerufen, die nationalsozialistischen Morde der Vergangenheit als ständige Warnung zu verstehen. "Jede Leugnung des Holocaust als historisches Ereignis" werde von der EU im Einklang mit der Position der UN abgelehnt, hieß es in einer in Prag verbreiteten Erklärung. Die EU-Ratspräsidentschaft lud alle Staaten ein, am Gedenken des 64. Jahrestags der Befreiung des KZ Auschwitz teilzunehmen.
Auschwitz einsturzgefährdet
In Auschwitz versammelten sich am Dienstag Überlebende des ehemaligen NS-Vernichtungslagers, um die Opfer des Holocausts zu ehren. In Auschwitz wurden zwischen 1942 und 1944 schätzungsweise 1,5 Millionen Juden sowie viele tausend Sinti und Roma sowie Polen ermordet.
Bildunterschrift: Großansicht des Bildes mit der Bildunterschrift: Die Gedenkstätte Auschwitz ist zum Teil einsturzgefährdet
Mittlerweile ist die Gedenkstätte vom Verfall bedroht. Einige Baracken wurden aus Sicherheitsgründen bereits für Besucher geschlossen. Die polnischen Behörden benötigen in den kommenden 15 bis 20 Jahren mindestens 100 Millionen Euro für Sanierungsarbeiten. Die Bundesregierung bekräftigte ihr Engagement für die Gedenkstätte, der sie bereits finanzielle Unterstützung zugesagt hat. (ako)
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