
Als Neda von einer Kugel getroffen in Teheran starb, schaute die Welt erschüttert zu. Iranische Oppositionelle wollten nun an die Opfer der Protestbewegung erinnern - doch die Polizei ging gewaltsam dagegen vor.
Was bleibt einer Mutter, die den Tod ihrer Tochter auf Video gesehen hat? Einer Frau, die auf dem Bildschirm verfolgt hat, wie ihrem Kind Blut aus Mund und Nase quillt, wie der Blick leer wird, wie die Umstehenden die Sterbende anflehen, "sie nicht zu verlassen"?
Niedergeschossene Neda: "44 Sekunden, dann war alles vorbei"Hadschar Rostami Motlaghs Tochter ist einen öffentlichen Tod gestorben. Es gibt wohl wenig, mit dem eine Mutter schwerer fertig wird. "Neda glaubte an Gott, deshalb hat er ihr einen besonderen Tod beschert", versucht Motlagh, das Unfassbare zu begreifen. "Wenigstens hat sie nicht gelitten", tröstete sich Nedas Mutter in einem Telefonat mit SPIEGEL ONLINE am Dienstag. "44 Sekunden, dann war es vorbei."
Video: SPIEGEL TVNeda Agha-Soltan - in Iran tragen Kinder den Nachnamen des Vaters, während Ehefrauen ihren Mädchennamen behalten - starb am 20. Juni. Eine Kugel, vermutlich die eines iranischen Sicherheitsmannes, hatte sie in die Brust getroffen. Neda war - ob absichtlich oder zufällig ist nach wie vor unklar - in eine Demonstration gegen die mutmaßliche Wahlfälschung in Iran geraten, als sie plötzlich nach hinten taumelte. Ihr Klavierlehrer war bei ihr, kniete sofort neben ihr, während ein Passant die Szene mit seiner Handy-Kamera aufzeichnete. 44 Sekunden lang zeigt der so entstandene Film, wie die 27-Jährige verblutet, wie die verzweifelten Versuche Umstehender, Erste Hilfe zu leisten, fehlschlagen.
MEHR ÜBER...
Das Video ging noch am Abend von Nedas Tod online, in den folgenden Tagen sahen es Millionen Menschen weltweit. Neda wurde zur Symbolfigur des Protests gegen das iranische Regime, das sie getötet haben soll.
"Noch wurde uns nicht gedroht"
40 Tage sind seitdem vergangen, fünfeinhalb Wochen, in denen die Proteste in Iran zwar abebbten, jedoch nie zum Erliegen kamen. Dass die Demonstrationen seltener und kleiner wurden, lag an der brutalen Gewalt, mit der die Staatsmacht sie niederschlagen ließ. Der Tag, an dem Neda starb, war insofern ein Wendepunkt: Erstmals eröffneten Sicherheitskräfte an jenem Samstag das Feuer auf Demonstranten. Neben Neda starben neun weitere Menschen. Wie Zehntausende andere waren sie auf die Straßen Teherans gegangen, um gegen das mutmaßlich gefälschte Wahlergebnis zu protestieren, das Präsident Mahmud Ahmadinedschad vier weitere Jahre im Amt sichern würde.
NEDA: HELDIN DER JUNGEN IRANER
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Im Islam werden am 40. Tag nach dem Tod wichtige Rituale der Trauer zelebriert. Familienangehörige und Freunde besuchen das Grab des Toten, ein Geistlicher liest dort Verse aus dem Koran, Süßigkeiten werden gereicht. Am Dienstag noch sagte Nedas Mutter sie wolle an der Tradition festhalten und am Donnerstag die Ruhestätte ihrer Tochter auf dem Beheschti-Zahra-Friedhof am Stadtrand von Teheran aufsuchen. Nedas Vater ist herzkrank, die Mutter führt die Geschäfte der Familie. "Noch wurde uns nicht gedroht, nicht hinzugehen", sagte Motlagh am Telefon.
Das scheint sich inzwischen geändert zu haben: Am Donnerstagmorgen berichteten erste Beileidsbesucher bei Nedas Familie, die Mutter lasse ausrichten, dass sie doch nicht wie geplant um 16 Uhr zum Friedhof gehen werde. Sie könne nicht sagen, warum sie von ihrem Plan abweiche, sie wolle jedoch betonen, dass sie nicht verantwortlich sei, wenn es an diesem Donnerstag erneut Tote gebe, ließ Motlagh wissen: Der Familie scheint massiv gedroht worden zu sein.
Was bleibt einer Mutter, die den Tod ihrer Tochter auf Video gesehen hat? Einer Frau, die auf dem Bildschirm verfolgt hat, wie ihrem Kind Blut aus Mund und Nase quillt, wie der Blick leer wird, wie die Umstehenden die Sterbende anflehen, "sie nicht zu verlassen"?
Niedergeschossene Neda: "44 Sekunden, dann war alles vorbei"Hadschar Rostami Motlaghs Tochter ist einen öffentlichen Tod gestorben. Es gibt wohl wenig, mit dem eine Mutter schwerer fertig wird. "Neda glaubte an Gott, deshalb hat er ihr einen besonderen Tod beschert", versucht Motlagh, das Unfassbare zu begreifen. "Wenigstens hat sie nicht gelitten", tröstete sich Nedas Mutter in einem Telefonat mit SPIEGEL ONLINE am Dienstag. "44 Sekunden, dann war es vorbei."
Video: SPIEGEL TVNeda Agha-Soltan - in Iran tragen Kinder den Nachnamen des Vaters, während Ehefrauen ihren Mädchennamen behalten - starb am 20. Juni. Eine Kugel, vermutlich die eines iranischen Sicherheitsmannes, hatte sie in die Brust getroffen. Neda war - ob absichtlich oder zufällig ist nach wie vor unklar - in eine Demonstration gegen die mutmaßliche Wahlfälschung in Iran geraten, als sie plötzlich nach hinten taumelte. Ihr Klavierlehrer war bei ihr, kniete sofort neben ihr, während ein Passant die Szene mit seiner Handy-Kamera aufzeichnete. 44 Sekunden lang zeigt der so entstandene Film, wie die 27-Jährige verblutet, wie die verzweifelten Versuche Umstehender, Erste Hilfe zu leisten, fehlschlagen.
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Das Video ging noch am Abend von Nedas Tod online, in den folgenden Tagen sahen es Millionen Menschen weltweit. Neda wurde zur Symbolfigur des Protests gegen das iranische Regime, das sie getötet haben soll.
"Noch wurde uns nicht gedroht"
40 Tage sind seitdem vergangen, fünfeinhalb Wochen, in denen die Proteste in Iran zwar abebbten, jedoch nie zum Erliegen kamen. Dass die Demonstrationen seltener und kleiner wurden, lag an der brutalen Gewalt, mit der die Staatsmacht sie niederschlagen ließ. Der Tag, an dem Neda starb, war insofern ein Wendepunkt: Erstmals eröffneten Sicherheitskräfte an jenem Samstag das Feuer auf Demonstranten. Neben Neda starben neun weitere Menschen. Wie Zehntausende andere waren sie auf die Straßen Teherans gegangen, um gegen das mutmaßlich gefälschte Wahlergebnis zu protestieren, das Präsident Mahmud Ahmadinedschad vier weitere Jahre im Amt sichern würde.
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Im Islam werden am 40. Tag nach dem Tod wichtige Rituale der Trauer zelebriert. Familienangehörige und Freunde besuchen das Grab des Toten, ein Geistlicher liest dort Verse aus dem Koran, Süßigkeiten werden gereicht. Am Dienstag noch sagte Nedas Mutter sie wolle an der Tradition festhalten und am Donnerstag die Ruhestätte ihrer Tochter auf dem Beheschti-Zahra-Friedhof am Stadtrand von Teheran aufsuchen. Nedas Vater ist herzkrank, die Mutter führt die Geschäfte der Familie. "Noch wurde uns nicht gedroht, nicht hinzugehen", sagte Motlagh am Telefon.
Das scheint sich inzwischen geändert zu haben: Am Donnerstagmorgen berichteten erste Beileidsbesucher bei Nedas Familie, die Mutter lasse ausrichten, dass sie doch nicht wie geplant um 16 Uhr zum Friedhof gehen werde. Sie könne nicht sagen, warum sie von ihrem Plan abweiche, sie wolle jedoch betonen, dass sie nicht verantwortlich sei, wenn es an diesem Donnerstag erneut Tote gebe, ließ Motlagh wissen: Der Familie scheint massiv gedroht worden zu sein.
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