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In Irans Hauptstadt toben heftige Straßengefechte: Einen Tag vor dem Aschura-Fest ziehen Demonstranten durch Teheran und skandieren: "Tod dem Diktator". Polizisten gehen mit Tränengas, Pfefferspray und Schlagstöcken gegen die Protestierenden vor.
Teheran - Die iranische Opposition nutzt die Feierlichkeiten zum schiitischen Aschura-Fest (
siehe SPIEGEL Wissen...) zu neuen Protesten gegen die Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad. Laut Berichten von regimekritischen Web-Seiten und von Nachrichtenagenturen ist es am Samstag zu brutalen Zusammenstößen mit der Polizei und Sicherheitskräften gekommen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP strömten Hunderte Demonstranten in die Innenstadt Teherans. Manche riefen "Tod dem Diktator", um ihrem Groll gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmud Ahmadinedschad im Juni Ausdruck zu verleihen.
Revolutionsgarden und Mitglieder der Bassidsch-Miliz gehen nach einem Bericht der reformorientierten Internetseite Rah-e-Sabs mit Tränengas und Pfefferspray gegen die Demonstranten vor. Polizisten hätten im Zentrum Teherans Warnschüsse abgegeben, um Widerständler auseinanderzutreiben. Wie ein AFP-Reporter berichtete, prügelten Polizisten mit Schlagstöcken auf Demonstranten ein. Mehrere Personen seien festgenommen worden. Laut einem Bericht der Agentur Reuters sind Hunderte Sondereinsatzkräfte der Polizei vor Ort, um gegen die Anhänger der Opposition vorzugehen.
Zahlreiche Autofahrer bekundeten laut AFP ihre Sympathie mit den Demonstranten. Sie hätten jedes Mal gehupt, wenn die Polizisten gegen die Demonstranten vorgingen. Laut Rah-e-Sabs schlugen Polizisten zum Teil Scheiben solcher Autos ein. Eine Demonstration vor der Universität von Teheran ist laut AFP sofort unterbunden worden, mindestens zwei Demonstranten seien von der Polizei abgeführt worden.

Für Sonntag werden weitere Proteste erwartet. In Iran haben sich die Spannungen zwischen Opposition und Regierung zuletzt wieder deutlich verschärft, nachdem am vergangenen Wochenende der regierungskritische Großajatollah Hossein Ali Montaseri im Alter von 87 Jahren gestorben war. Die Polizei hat für das Wochenende ein verschärftes Vorgehen gegen Demonstranten angekündigt.
Montaseri als Mentor der Reformbewegung
In den vergangenen Monaten war Montaseri zum Mentor der iranischen Reformbewegung geworden - die seinen Tod zum Anlass nahm, ihren Zorn erneut auf die Straße zu tragen. Die Oppositionellen protestierten in Ghom heftig gegen die herrschende Elite und zeigten damit, dass sie offensichtlich neue Kraft gewonnen haben. Bereits Anfang Dezember gab es bei Demonstrationen viele Verletzte - das Regime kündigte an, mit "gnadenloser Härte" gegen sie vorzugehen.
Montaseri war nicht nur einer der bedeutendsten Geistlichen des schiitischen Islams - er war auch ein scharfer Kritiker von Präsident Ahmadinedschad. Nach den umstrittenen Wahlen vom 12. Juni hatte Montaseri öffentlich den Wahlsieg Ahmadinedschads angezweifelt.
Trotz Vorwürfen der Wahlfälschung hatte sich Ahmadinedschad damals zum Sieger erklärt. Die anschließenden Straßenschlachten markierten die schlimmste Gewalt in dem islamischen Gottesstaat seit der Revolution vor 30 Jahren - Sicherheitskräfte hatten Massenproteste gegen den Präsidenten brutal niedergeknüppelt. Angaben über die Zahl der Toten schwanken zwischen mehr als 70 und etwa halb so vielen. Tausende Menschen wurden festgenommen, fünf von ihnen zum Tode verurteilt.
"Times" kürt iranische Studentin Neda zur "Person des Jahres"
Neben Montaseri sorgt auch Neda Agha-Soltan erneut für Schlagzeilen. Die britische Zeitung "The Times" hat die bei Protesten erschossene Studentin zur "Person des Jahres" gekürt. Die 26-Jährige sei zum "weltweiten Symbol des Widerstands gegen die Tyrannei" geworden, erklärte die Zeitung am Samstag auf ihrer Titelseite.
Die junge Studentin habe sich den Protesten im Juni angeschlossen aus Wut darüber, "wie das Regime die Präsidentschaftswahl stahl", hieß es in dem Artikel weiter. "Sie hatte keine Ahnung, was für Auswirkungen dies haben wird."

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