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Verratene Freiheit II: Die Baha'i - Drangsaliert, gedemütigt, verfolgtvon Wahied Wahdat-HaghDie systematischen staatlichen Repressionen gegen die Angehörigen der Baha’i-Religion im Iran nehmen immer stärker zu. Ja, mehr noch: Den Baha’i droht seriösen Organisationen zufolge mittlerweile die Vernichtung, ohne dass davon in der Weltöffentlichkeit Notiz genommen wird, von Protesten in größerem Umfang ganz zu schweigen.Teil 1: Geleitwort von Henryk M. BroderMonireh Baradaran, eine Menschenrechtlerin, die in den 1980er Jahren selbst in einem iranischen Gefängnis saß, schrieb beispielsweise, dass die Baha’i vor allem in den Haftanstalten als »Nadschis«, als »Unreine« gelten – genau wie Hunde – und entsprechend behandelt werden. Ihre heiligen Stätten werden zerstört, ihre Friedhöfe werden geschändet. Junge Iranerinnen und Iraner, die zu den Baha’i gehören, dürfen nicht an Universitäten studieren und geraten immer wieder ins Visier der staatlichen und pseudostaatlichen paramilitärischen Organe. Sogar Baha’i-Schulkinder werden vor Klassenkameraden erniedrigt, drangsaliert, geschmäht sowie physisch und psychisch unter enormen Druck gesetzt. Geschichte und Weltanschauung der Baha’i werden bereits in Schulen für muslimische Kinder dämonisiert. So lernen Muslime von Kindesbeinen an, indoktriniert von staatlicher Propaganda, die Baha’i zu hassen.Die Geschichte der Verfolgung der Baha’i reicht bis zur Gründung der neuen Weltreligion des Baha’ismus zurück: Bereits vor rund 170 Jahren wurden bei einem inzwischen weitgehend in Vergessenheit geratenen Pogrom mindestens 4000 Babi, Angehörige einer Vorläuferbewegung der Baha’i-Religion, bestialisch ermordet. Tausende schutzlose Babi starben zudem infolge von Armut und Hunger. Systematisch wurde die Repression gegen die Baha’i dann mit der Gründung der »Islamischen Republik Iran«. Seitdem ist auch die Ungleichheit anerkannter religiöser Minderheiten gesetzlich untermauert. Das bedeutet: Zoroastrier, Juden und Christen gelten in der Dar al-Islam, dem islamischen Herrschaftsgebiet, als Kafar, das heißt als »Ungläubige«. Als »Schriftbesitzer« haben sie allerdings den Status von Dhimmis, also von »Schutzbefohlenen« unter islamischer Herrschaft. Den Baha’i hingegen wird überhaupt kein Wert zugemessen. Was das bedeutet, machte der iranische Kleriker Hujjat-ul-Islam Mohsen Kadivar, der inzwischen in den USA leben muss, einmal sehr deutlich: »Wenn jemand eine Garantie für sein Leben, seinen Besitz, seine Ehre und seinen Ruhm haben will, muss er Muslim werden.« Laut Artikel 881 des iranischen Zivilrechts darf ein Kafar keine Erbschaft von einem Muslim erhalten, umgekehrt kann jedoch ein Muslim von einem Ungläubigen erben. Ein Muslim wird nicht zu einer Todesstrafe verurteilt, wenn er einen Nicht-Muslim tötet; umgekehrt gilt das Gegenteil. Im heutigen Iran herrscht noch das Blutsgesetz, das heißt: Nach islamischem Recht ist das Blut eines nicht-muslimischen Mannes nur halb so viel wert wie das eines Muslims, und das Blut einer nichtmuslimischen Frau ist noch einmal nur halb so viel wert wie das eines männlichen Angehörigen ihrer Religion. Laut Artikel 1059 des iranischen Zivilrechts darf eine Muslimineinen Nicht-Muslim nicht heiraten. Dagegen dürfen Muslime nicht-muslimische Frauen ehelichen und auch Zeitehen mit Jüdinnen und Christinnen eingehen. Vorherrschend ist also der Überlegenheitsanspruch des Muslims gegenüber Nicht-Muslimen.Zu Beginn der »Islamischen Revolution« 1979 wurde die Administration der Baha’i-Gemeinde verboten; mehr als 1.000 ihrer kommunalen Besitztümer – die vor allem als Treffpunkt für die Gemeinden dienten – wurden beschlagnahmt. Ein renommiertes Krankenhaus, das ein zu den Baha’i gehörender Mediziner geführt hatte, wurde geschlossen. Bewährte und erfolgreiche soziale Projekte, beispielsweise für Kinder, wurden zwangsweise beendet; ihr Besitz wurde beschlagnahmt. Zudem wurden alle Baha’i, die in der staatlichen Verwaltung arbeiteten, kurz nach der »Islamischen Revolution« entlassen; sie erhalten bis heute keine Rentenzahlungen und oft wurde außerdem ihr Eigentum konfisziert. Die neuen Machthaber übten sogar dahin gehend Druck aus, dass in der privaten Wirtschaft tätigen Baha’i gekündigt wurde. Seit dem Jahr 2005 werden auch diejenigen Baha’i-Mitglieder, die Geschäfte besitzen, staatlich boykottiert; ihre Geschäftslizenzen werden nicht mehr verlängert.Der Anti-Baha’ismus war von Beginn an ein fester Bestandteil der totalitären Diktatur. Es wurden und werden sogar Häuser iranischer Baha’i-Familien ungestraft in Brand gesteckt. Den Verfolgungen gehen stets Verschwörungstheorien und politische Lügen voraus, mit denen die Baha’i und ihre Geschichte verleumdet werden und der Hass der Bevölkerung gegen sie geschürt werden soll. Die Medien im Iran dienen dabei als ein Instrument staatlicher Propaganda, um die Pogromstimmung gegen die Baha’i anzuheizen. Der Mechanismus ist dabei ein denk-bar einfacher: Den Amerikanern, den Israelis, generell »dem Westen« sowie den Baha’i werden stereotyp negative Eigenschaften zugeschrieben; die eigene Haltung wird göttlich überhöht. Die Feindbilder werden dämonisiert und infolge einer obsessiven Wahnvorstellung für alles verantwortlich gemacht. Angestachelt durch die Propaganda, die von Hasspredigern verbreitet wird, soll der Treibstoff des Hasses den finalen Kampf gegen die Ungläubigen und schließlich deren Vernichtung befeuern. Erst dann werde der islamische Gottesstaat gedeihen, glauben die Paten der religiösen Gewalt.Ein Auszug aus:Verratene Freiheit - Der Aufstand im Iran und die Antwort des WestensThomas von der Osten-Sacken, Oliver M. Piecha, Alex FeuerherdtVerbrecher Verlag, 2010
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