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Norus [No:’ru:z] (ausgesprochen wird dieses Wort mit einem langen O, einem langen U, sowie am Schluss mit einem stimmhaften S, wie in „Silbe“)Die wörtliche Übersetzung aus dem Neupersischen lautet „Neuer Tag“.Der Begriff bezeichnet das iranische Neujahr (das heute auch in Afghanistan, Usbekistan, Turkmenistan, Aserbaidschan, Tadschikistan, Kurdistan etc. gefeiert wird).Der heute im Iran gebräuchliche Kalender wurde 1925 eingeführt und kennt sechs Monate (die ersten sechs im iranischen Jahr) mit jeweils 31 Tagen, darauf folgen 5 Monate mit je 30 Tagen, sowie ein Monat mit 29 Tagen (der letzte Monat hat in einem Schaltjahr ebenfalls 30 Tage).Der genaue Zeitpunkt wird nach dem Stand der Erde zur Sonne (eine volle Umkreisung der Erde um die Sonne) genauestens errechnet und verschiebt sich daher jährlich um etwa sechs Stunden, weshalb auch der „Jahreswechsel“ selbst, nicht mit dem ersten Tag des Kalenderjahres zusammen fällt! Manchmal muss eben dieser Jahreswechsel am letzten und dann wieder erst am ersten kalendarischen Tag des neuen Jahres gefeiert werden.Der Zeitpunkt des Jahreswechsels (bis auf Sekunde genau) ist der astronomische Frühlingsanfang (Frühlings-Tagundnachtgleiche), womit der iranische Kalender ein echter „Sonnenkalender“ ist, da der Jahreswechsel nicht willkürlich auf Mitternacht festgelegt wird. Der nächste Jahreswechsel fällt auf den 20. März 2010 um 18:32′:13" Uhr MEZ.(=1. Farwardin; der erste kalendarische Tag des iranischen Kalenders).Astronomischer Frühlingsbeginn bis 20142008: 20.3. 06.48 MEZ2009: 20.3. 12.43 MEZ2010: 20.3. 18.32 MEZ2011: 21.3. 00.21 MEZ2012: 20.3. 06.14 MEZ2013: 20.3. 12.02 MEZ2014: 20.3. 17.57 MEZAuch im westlichen Kalender lag der Jahresbeginn ursprünglich im März, was man an den auf die lateinischen Zahlen zurückgehenden Monatsnamen September (septem = sieben), Oktober (octo = acht), November (novem = neun) Dezember (decem = zehn) noch heute sehen kann.Unter dem Einfluss des Islams änderte sich auch die persische Zeitrechnung: Sie richtet sich nach der "Hedschra", dem Auszug Mohammads aus Mekka. Deshalb entspricht das erste Jahr der iranischen Zeitrechnung dem christlichen Jahr 622.Das Norus Fest jedoch blickt auf eine fast 3000 jährige Geschichte zurück und ist daher kein islamisches Fest. Obwohl immer wieder verboten und auch im Lauf der Geschichte vom Islam nur geduldet, haben sich viele der Bräuche bis auf den heutigen Tag – naturgemäß Beeinflussungen ausgesetzt – erhalten.Der Ursprung dieses Festes ist in den Traditionen des zoroastrischen Glaubenssystems (Lehre des Zarathustra) zu suchen. Zoroastrismus war die Religion des alten Persien vor dem Aufkommen des Islam vor 1.400 Jahren.Es galt als die Mutterreligion der ganzen Region. Die vertrauten Konzepte von Himmel, Hölle, Wiederauferstehung, Ankunft eines Messias und Tag des jüngsten Gerichts waren zum ersten Mal in diesem Glaubenssystems enthalten.Es ist allerdings fraglich, ob der Kalender der alten Zoroastrier mit dem Norus anfing, denn bis ins 1. Jahrtausend v. Chr. markierte in Persien die Sommersonnenwende den Jahreswechsel, der mit großen Erntefesten begangen wurde ("Mehregan"). Unter den Achämeniden (etwa 770 bis 300 v. Chr.) wurde die Frühlings-Tagundnachtgleiche zum offiziellen Jahresbeginn.Sitten und BräucheZarathustra (Sartoscht), der Architekt dieser kosmologischen Religion, führte viele Feste und Rituale ein, um den sieben Schöpfungen und den heiligen Unsterblichen zu huldigen. Sieben dieser Feste waren die wichtigsten, bekannt als "Gahambars" (Feste der Verpflichtung). Das Letzte und das durchdachteste war Norus und huldigte dem Herrn der Weisheit und dem heiligen Feuer (dem ewigen Licht) zum Zeitpunkt des Frühlingsäquinoktikums."Tscharschanbe-Suri" (Mittwochsfest)Was wir heute als Norus kennen, hat seine Wurzeln in der Zeit der Sassaniden (von 224 bis zur Schlacht von Nehawend im Jahr 642 beziehungsweise bis zum Tod des Großkönigs Yazdegerd III. im Jahr 651). Sie regierten das letzte große persische Reich vor dem Aufkommen des Islams vor ca. 1.400 Jahren. Ihre Feiern begannen fünf Tage vor dem Neujahrsbeginn. Sie glaubten, dass die heiligen Geister (Foruhars) während dieser fünf Tage auf die Erde hinunter kommen würden, um ihre menschlichen Gegenstücke zu besuchen.Ein großer Frühjahrsputz wurde durchgeführt, um sie zu begrüßen. Nachts wurden Freudenfeuer auf den Dächer entfacht, um den heiligen Geister zu signalisieren, dass die Menschen bereit waren, sie zu empfangen. Dieses Ritual wurde Suri (Neupersisch für „Fest“) genannt.Die Iraner führen noch heute die Rituale der Frühlingsreinigung durch und feiern am Abend zum letzten Mittwoch des Vorjahres das Fest „Tschahrschanbeh Suri“ („Mittwochsfest“). Feuer im Freien werden entfacht und man springt über das Feuer. Dieses ist wohl ein Reinigungsritual, aber auch ein Frühlingsfest, wie sie heute noch in manchen Gegenden Europas gefeiert wird (wie z.B. Osterfestbräuche, die ja ihrerseits eigentlich nicht dem Christentum entsprungen sind und daher nichts Anderes sind, als Frühlingsfeste, um den Winter zu vertreiben). Es heißt, dass man durch den Sprung über das Feuer alle Krankheiten und Unglück loswerden, dafür hingegen Glück und Gesundheit vom Feuer empfangen kann.Wie schon erwähnt, sind ähnliche Bräuche auch in Europa zu finden. Vor allem in ländlichen Gegenden ist es noch üblich, Osterfeuer anzuzünden. Dieser Brauch diente wohl dazu, den Winter zu vertreiben, zu verbrennen. Man glaubte, dass der Schein des Feuers eine reinigende Wirkung hätte und die keimende Saat vor bösen Geistern schütze und so galt das Feuer auch als Kult zur Sicherung der Fruchtbarkeit, des Wachstums und der Ernte. Später wurde dieser Brauch von den Christen übernommen.Die Zoroastrier feierten auch die ersten fünf Tage nach Norus, aber es war der 6. Tag, der von allen der wichtigste war. Dieser Tag wurde das große Norus (Norus-e-Bosorg) genannt und es wird angenommen, dass es sich hierbei um den Geburtstag von Zarathustra selbst handelt. Zoroastrier feiern heute noch diesen Tag, aber es hat seine Bedeutung für den Rest der Iraner verloren. In der Sassanidenzeit wurde das neue Jahr 21 Tage lang gefeiert und am 19. Tag gab es einen weiteren Hauptfeiertag.Heute feiern die Iraner das neue Jahr nur 13 Tage lang. An den ersten Tagen werden ältere Familienmitglieder und andere Verwandte und Freunde besucht. Geschenke werden ausgetauscht, Süßigkeiten und Festmahle werden genossen.„Haft-Sin“Ein besonders wichtiger Teil der Rituale zum neuen Jahr ist es, einen Tisch mit sieben Bestandteilen zu decken. "Haftsin" heißt soviel wie "Sieben S", also sieben Einzelteile, die unbedingt mit dem neupersischen Buchstaben "S" beginnen müssen. Diese symbolisieren die sieben Tugenden des Zoroastrismus.Die Bestandteile des Haftsin sind heute verändert, aber einige haben ihren Symbolismus behalten. Weizen oder Gerste (Sabseh), die neues Wachstum darstellt als Symbol für Pflanzen und den beginnenden Frühling, Fisch als Symbol für die Tierwelt und Wasser, Kerzen (ein Symbol des Feuers). Auch Spiegel gehören heute zum Ritual – der Ursprung dieses Teils ist jedoch unbekannt. Spiegel waren früher sehr kostbar und wurden aus poliertem Metall hergestellt. Es ist unwahrscheinlich, dass alle Haushalte einen Spiegel besaßen.Zoroastrier platzieren heute brennende Kerzen vor dem Spiegel. Wein war traditionell ein Bestandteil des Rituals. Heute wird er durch Essig ersetzt.Das Ei, ein Symbol der Fruchtbarkeit der Muttererde, ist ebenfalls Bestandteil des Rituals. Knoblauch wird benutzt, um das Böse zu vertreiben. Es scheint aber keinen Beleg dafür zu geben, dass Knoblauch in diesem Kontext ursprünglich verwendet wurde.Allerdings haben die alten Iraner sieben unterschiedliche Pflanzen für das neue Jahr angebaut und Knoblauch könnte eine von diesen gewesen sein. "Samanu", eine würzige bräunliche Paste, ist heute noch ein Bestandteil des Haftsins. Es ist eine nahrhafte Mahlzeit und könnte ein Bestandteil des Festessens gewesen sein. Geldmünzen, die Wohlstand symbolisieren, Früchte und spezielle Mahlzeiten haben auch den Zeitläufen standgehalten.Unter dem Einfluss des Islam wurde es aber auch nach und nach üblich, den Koran (das heilige Buch des Islam) hinzuzufügen.„Sisde-bedar"Am 13. Tag (die Zahl 13 gilt, wie in vielen Kulturen, als Unglücksbringer) ziehen die Menschen in die freie Natur und organisieren ausgiebige Ausflüge. Man nimmt die "Sabse" (Weizenkeimlinge) mit, die vor Norus gesetzt wurden und wirft sie in der freien Natur weg, möglichst in einen Fluss. So glauben sie nicht nur, den Frühling willkommen zu heißen, sondern damit auch das Böse, das der dreizehnte Tag mit sich bringen könnte, dort zu belassen und damit alles Übel vertreiben zu können.
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